Auf der Suche nach dem wahren Selbst, oder: Der Schatz der Ahnen

Dr. Hans Jürgen Groß
Zukunft gestalten: WEG- und Wandlungsbegleitung
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Auf der Suche nach dem wahren Selbst, oder: Der Schatz der Ahnen

Dr. Gross INFO
Es waren einmal zwei junge Frauen, gefangen im eintönigen Dasein als Mägde, deren Seelen sich nach einem anderen, erhabeneren Leben dürsteten. Ihr Herz sehnte sich nach mehr, als ihr jetziges Schicksal ihnen zu bieten vermochte. Selbst die Aussicht, einst Ehefrau und Mutter zu sein, erfüllte sie nicht mit Freude, sondern mit Unbehagen. Sie begehrten Einfluss und Anerkennung, träumten davon, vielleicht einst in die Annalen der Geschichte einzugehen.

An einem freien Herbstnachmittag, kurz vor Allerheiligen, begaben sich die beiden auf eine Wanderung zum Heiligenberg hinauf. Während sie den beschwerlichen Pfad erklommen, teilten sie ihre tiefsten Sehnsüchte und Träume und malten sich aus, wie ihr Leben wäre, wenn sie alles erreichen könnten, was ihr Herz begehrte.

Als sie den Gipfel des Berges erreichten, erblickten sie aus der Ferne eine Gestalt, die in ein weißes Gewand gehüllt war und ihnen zuwinkte.

Kommt heran, steigt empor, euer Glück wartet auf euch“, rief sie mit einer Stimme, die wie ein Flüstern des Windes klang. Die beiden Mädchen sahen sich an. Die Erscheinung schien nicht von dieser Welt zu sein und erfüllte ihre Herzen mit einer Mischung aus Furcht und Faszination. Doch dann fassten sie Mut, reichten sich die Hände und stiegen zu der weißgewandten Gestalt hinauf.
Die Frau, deren Erscheinung so mystisch war wie der Nebel des frühen Morgens, lud die beiden ein, ihr in die verborgenen Tiefen des Berges zu folgen. Sie versprach ihnen, dass dort ein Schatz auf sie warte.

Mit einer einladenden Geste führte sie die beiden durch ein von Efeu überwuchertes, schweres eisernes Tor in ein verborgenes Gewölbe im Berg. Der Raum war erfüllt von einem sanften, unwirklichen Licht, das von einer unbekannten Quelle ausging und sich in dem Gold und Silber spiegelte, das in unermesslicher Fülle im Raum verteilt lag. Die weiße Frau erlaubte den Mädchen, sich von den Schätzen zu nehmen, so viel sie wollten.

Die eine, die stets von einem Leben in Reichtum geträumt hatte, stürzte sich auf den Schatz. Gierig füllte sie ihre Kleider mit Gold und Silber, bis sie kaum noch gehen konnte.

Die andere, die sich stets nach einem Leben in Frieden und Harmonie ohne Zwänge gesehnt hatte, blieb zurück. In den Schatten an der Wand, die das goldene Licht dort warf, erkannte sie die Gestalt ihrer verstorbenen Großmutter wieder. Hinter ihrer Großmutter erblickte sie weitere Frauen, die sich wie Ahnengeister aufreihten. „Vergiss das Wesentliche nicht“, warnte die Großmutter das Mädchen.

Doch ebenso wie das eine Mädchen von ihrer Gier gefangen war und immer mehr Gold besitzen wollte, schien das andere Mädchen in der Schattenwelt gefangen zu sein.

Die Großmutter mahnte noch einmal: „Vergiss das Wesentliche nicht.“ Da schreckte das Mädchen auf und bemerkte, wie sich plötzlich das Tor zu schließen begann. Sie ergriff die Hand ihrer Freundin und zog sie mit sich aus dem Gewölbe heraus. Doch die Kleider der Freundin waren vom Gold beschwert und das Mädchen wurde von der schweren Tür getroffen und verlor dabei ihren Fuß.

Mit Mühe schafften es die beiden den Berg hinab. Das Mädchen mit dem fehlenden Fuß starb noch in derselben Nacht. Die andere fiel in einen Zustand, den die Menschen für Wahnsinn hielten.

Die Hinterbliebenen kauften mit dem Gold, das das tote Mädchen aus dem Berg mitgebracht hatte, ein Stück Land und nannten es „das Mägdestück“. So brachte der kurze Reichtum der unglücklichen Magd ihr die Unsterblichkeit in dieser Geschichte. Und noch heute, so wird berichtet, kann man in nebligen Novembernächten eine schmerzvoll klagende junge Frau durch die Straßen von Gensungen humpeln sehen.

Das andere Mädchen wurde von ihren Angehörigen in ein Kloster gebracht, das sich am Fuße des Heiligenbergs befand.

Im Kloster fand das Mädchen schließlich Heilung. Sie lernte, die Schatten zu deuten, die ihre Träume in der Nacht hervorbrachten. Sie fand inneren Frieden und konnte durch ihr selbst erlebtes Martyrium anderen Menschen in ihrem Schmerz und auf ihrem Weg zur Heilung helfen.
Manche Menschen sahen das Mädchen, das nunmehr eine alte Frau geworden war, oft auf dem Gipfel des Heiligenbergs sitzen. Sie war allein und schweigsam, aber in ihren Augen lag ein tiefer Frieden.

Sollte euch selbst einmal ein Schatz zufallen, so bedenkt, dass dessen Besitz seinen Preis von euch fordern wird. Das Wesentliche, der Schlüssel zum Glück, liegt darin, das richtige Maß im Gleichgewicht zu finden.


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